Scrollend hinter die Kulissen des ZKM
Bänder Backen, Spulen säubern und in alte Röhren gucken. Das sind die Tätigkeiten von Dorcas Müller. Viele Museen wären verloren ohne die Expertin für Medienkunst. Auch das Zentrum für Kunst und Medien in Karlsruhe (ZKM), unter dessen Dach die junge Schwäbin über Wohl und Wehe etlicher Kunstwerke schaltet und waltet. Mit ihr ist das ZKM zur zentralen Rettungsstation für Medienkunst geworden. Für Kunst wohlgemerkt, die selten älter ist als 50 Jahre.
Wer Dorcas Müller in ihr Labor begleitet, könnte in Panik geraten. Das digitale Desaster droht jedem, der heute schon keine Fotoalben mehr klebt. Wer garantiert, dass es in 20 Jahren noch die passenden Geräte dafür gibt, die liebevoll in digitale Alben geschobenen Bilder meinen Kindern zu zeigen? Keiner. Aber Menschen wie Dorcas Müller und ihr Team kennen oder erfinden die passenden Rezepte zur Rettung der Daten.
Unter der Ägide von Dorcas Müller werden alte Filme im Labor für antiquierte Videosysteme am Leben erhalten und vor allem mit Blick auf eine dauerhafte Präsentation repariert, digitalisiert und gespeichert. Dorcas Müller begleitet die Archivierung von Medienkunst bis hin zur Speicherung auf Bändern, die auch Banken verwenden. LTO-Bänder, kurz für „Linear Tape Open“.
Zusammen mit meiner Kollegin Tanja Mori-Monteiro und ihren Kameras war ich bei Dorcas Müller und Margit Rosen im Labor für antiquierte Videosysteme am Zentrum für Kunst und Medien (ZKM), um Material und Eindrücke für mein erstes Scrollytelling einzufangen. Seither frage ich mich, was dem Tod früher geweiht ist: Die daraus entstandene gedruckte Sonderseite für die Badischen Neuesten Nachrichten, oder der Pageflow „Die digitale Datendämmerung droht“?
Titelseite „Der Fächer“ in den BNN am 20. Mai 2017
Pageflow „Die digitale Datendämmerung“